Wallfahrtsgottesdienst - Freitagsvesper - Gebetsabend

Wallfahrtsgottesdienst jeden Dienstag
15.30 Uhr Rosenkranz
16.00 Uhr Heilige Messe

Parzhamer Vesper "Netzgemeinschaft" mit meditativen Texten und neuen geistlichen Liedern
in der Regel jeden letzten Sonntag des Monats
in der Winterzeit (Okt-Feb) um 18 Uhr: 29. Oktober, 26. November, 31. Dezember (Silvester), 28. Januar, 25. Februar
in der Sommerzeit (Mär-Sep) um 19 Uhr: 31. März
auf dem Bruder-Konrad-Hof in Parzham

Gebetsabend der Pfarrgemeinden
in der Regel jeden 2. Mittwoch eines Monats
- bitte aktuelle Ankündigungen in der Presse beachten -
19.30 Uhr, im Gottesdienstraum des Bruder-Konrad-Hofes
Info unter Tel. 08532/920114



Freitag, 22.12.2023 Bruder-Konrad-Geburtstag

205. Geburtstag des Heiligen
16 Uhr Wallfahrtsgottesdienst
in Parzham

Parzhamer Vesper an Silvester

Sonntag, 31.12.2023 

18 Uhr Parzhamer Vesper - Lieder, gute Gedanken und Gebet zum Jahresende

anschließend Möglichkeit, wer mag, zum gemeinsamen Abendessen bis max. 22 Uhr  mit guten Gesprächen in beschaulicher Atmosphäre auf dem Bruder-Konrad-Hof (Mitbring-Buffet)

Montag, 22. April 2024

zum 130. Todestag des Heiligen Bruder Konrad
16 Uhr Wallfahrtsgottesdienst im Gottesdienstraum
17 Uhr Jahresmitgliederversammlung Bruder-Konrad-Verein Parzham e.V.


Bruder-Konrad-Fest 1. Mai

Dienstag, 30. April 2024
19.30 Uhr Lichterprozession von Weng zum Wallfahrtsgottesdienst in St. Wolfgang
Mittwoch, 1. Mai 2024
10 Uhr Wallfahrtsgottesdienst in Parzham
Zelebrant und Prediger: Stiftspropst i.R. Günther Mandl, Altötting
15 Uhr Kindersegnung
19 Uhr Maiandacht

Pfingstmontag, 20. Mai 2024 - 90. Jahrestag der Heiligsprechung

10.30 Uhr Gottesdienst in Parzham

Samstag, 20. Juli 2024, Fußwallfahrt von Parzham nach St. Wolfgang und Grongörgen

Samstag, 20. Juli 20234
Fußwallfahrt auf den Spuren des Heiligen Bruder Konrad
mit vielen Impulsen, Gebeten und Liedern zum 1100. Geburtsjahr des Hl. Wolfgang
ca. 9 km - auch für Familien geeignet
6.30 Uhr Parzham
7.30 Uhr Weng
8.30 Uhr St. Wolfgang
11 Uhr Wallfahrtsgottesdienst in Grongörgen
anschließend Einkehr beim Hasenberger in Haarbach und Rückfahrt in Fahrgemeinschaften



Priesterlicher Dienst auf dem Bruder-Konrad-Hof

Pfarrvikar Roland Burger wohnt auf dem Bruder-Konrad-Hof in Parzham und kann für seelsorgerlicher Dienste (z. B. Gespräch, Gottesdienste) angefragt werden: Tel. 08532 9279377

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Anfragen und Buchung:
Stefanie Lindinger Tel. 08532/7702 Fax 08532/923868

Predigt von Bischof Dr. Stefan Oster SDB


Predigt bei der Eucharistiefeier anlässlich des Geburtstags des Hl. Bruder Konrad von Parzham am 22. Dezember 2014 in Parzham
Liebe Schwestern und Brüder im Glauben, liebe Freunde von Bruder Konrad,
die Texte, die uns die Kirche in ihrer Liturgie für diesen 22. Dezember vorlegt, sind in besonderer Weise geeignet, auch auf den Bruder Konrad hin ausgelegt zu werden. Wir haben aus dem Alten Testament einen Text aus dem ersten Buch Samuel gehört, der uns von den ersten Tagen aus dem Leben eben dieses Propheten Samuel berichtet. Seine Mutter Hanna brachte ihn nach der Geburt zu dem Priester Eli. Sie war ja zunächst kinderlos geblieben, damals eine Schmach für eine Frau. Wir wissen aus der Erzählung der Schrift, wie sehr sie darunter gelitten hatte. Und Hanna hatte sich intensiv im Gebet im Tempel ihrem Gott anvertraut und ihre Not geklagt. Gott hat sie erhört und ihr den Buben Samuel geschenkt. Weil aber in Israel die Erstgeborenen in besonderer Weise Gott geweiht werden sollten, gab Hanna ihren Sohn dem Herrn gewissermaßen zurück. Er soll, so sagt sie im Text, sein ganzes Leben lang ein vom Herrn Zurückgeforderter sein. Liebe Schwestern und Brüder, ich möchte in diesem Zusammenhang - auch im Blick auf unseren Bruder Konrad - vom Geheimnis von Berufung und Erwählung sprechen. Das Wort „ein vom Herrn Zurückgeforderter" lässt sich nämlich auch so deuten: „ein vom Herrn Erwählter."
Liebe Schwestern und Brüder, die allermeisten von uns haben als politische Menschen in der Zwischenzeit gelernt, Demokraten zu sein. Besonders unsere Vergangenheit mit dem menschenverachtenden Regime der Nazizeit, hat uns hier geprägt. Es ist gut, dass wir in einem demokratischen Rechtsstaat leben, es ist gut, dass es möglichst hohe Mitbestimmung und Mitbeteiligung aller Menschen bei politischen Prozessen von Willensbildung und Entscheidung gibt. Es ist gut, dass vor dem Gesetz nach Möglichkeit alle gleich sind und gleich behandelt werden, es ist gut, dass auch Leistung bei uns belohnt wird, sofern sich ein solches Leistungsprinzip im humanen Rahmen hält. Aus der Sicht einer Gesellschaft ist das alles gut und richtig.
Aber wenn wir in unserem gesellschaftlichen Leben nun sehr stark von diesem Denken geprägt sind, dann passt das Wort Erwählung hier gar nicht so sehr hinein. Wie, heißt das, Gott erwählt den einen oder die andere in ganz besonderer Weise? Heißt das, er ruft ihn heraus, stellt ihn vor andere hin uns sagt: Ich habe Dich erwählt – und zwar ganz und gar nicht demokratisch, sondern einfach weil ich es will und nicht, weil Du es durch Deine Leistung verdient hättest. Sondern einfach, weil Du mein geliebtes Kind bist? Ja, das heißt es!
Bruder Konrad war und ist ein vom Herrn in besonderer Weise Erwählter und Geliebter! Die Kirche hat diese Erwählung erkannt und hat ihm nun auch diesen Vorrang eingeräumt: Bruder Konrad ist ein Heiliger, erhoben zur Ehre der Altäre, wie man sagt. Bruder Konrad ist Patron unseres Bistums. Nicht viele von uns haben es bis dahin geschafft oder werden dahin kommen. War das ein demokratischer Prozess? Ganz und gar nicht! Es war eine Erwählung, die ausschließlich von Gott kam und auf die Bruder Konrad mit seinem Leben geantwortet hat.
Ist das nicht ungerecht, fragt sich nun vielleicht mancher von uns? Ist es nicht Willkür? Warum hat Gott nicht auch mich erwählt? Liebe Schwestern und Brüder, der Herr hat auch Sie erwählt und jeden und jede von uns. Er liebt nämlich jeden von uns so, als wäre er oder sie der einzige Mensch auf der Welt. Er hat in jeden von uns etwas hineingelegt, was einzigartig ist. Niemand ist genau so wie Sie es sind, niemand sieht die Welt so wie Sie, niemand hat dasselbe Herz, dieselbe Seele, dieselben Gedanken. Jeder Mensch ist einzig und als einzigartiger von Gott geliebt und erwählt.
Aber, werden Sie fragen, wozu bin ich denn dann in dieser Einzigartigkeit erwählt? Diese Frage, liebe Schwestern und Brüder, die klärt sich nur und ausschließlich durch Ihre Beziehung zu Christus, zu Gott und in der Kraft der Qualität dieser Beziehung. Mich hat immer wieder ein Zitat von Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, tief berührt. Er hat gesagt: „Die meisten Menschen ahnen nicht, was Gott aus ihnen machen könnte, wenn sie sich ihm nur zur Verfügung stellen würden." Die Qualität unserer Gottesbeziehung lebt aus unserer Antwort auf seine Liebe. Sie lebt aus der wachsenden Fähigkeit, uns Ihm zur Verfügung zu stellen. Bei unserem Bruder Konrad haben die Menschen offenbar schon früh gespürt, dass ihn eine besondere Frömmigkeit auszeichnete. „Vom Birndorfer Hansl müssen wir das Beten lernen", haben die Leute gesagt, die ihn hier in der Umgebung des Venushofes erlebt haben. Was heißt das? Das Beten von ihm lernen? Es heißt, dass das Leben des Bruder Konrad offenbar ein beständiges Leben im liebenden Blick Gottes war.
Er wusste sich bei Gott aufgehoben, er wusste sich bei der Mutter Gottes aufgehoben. Und er hat als vertrauender, als betender Mensch immerfort darauf Antwort gegeben. Er war viel mehr bei Gott als bei sich selbst. Oder umgekehrt formuliert: Gerade weil er innerlich bei Gott war, war er tiefer bei sich selbst – und hat gerade dadurch Schritt für Schritt erfahren, wozu er erwählt, wozu er berufen war. Nicht sofort, sondern eher wie eine Knospe, die langsam aufgeht und sich zur Blume entfaltet, in der aber am Anfang schon alles drin liegt. Das Beziehungsleben mit Gott hat in Bruder Konrad immer mehr die Einzigartigkeit seiner Berufung und Erwählung hervortreten lassen. Gott hat sie in ihm gewissermaßen „hervorgeliebt", so wie die Sonne die Blume anstrahlen und aufgehen lässt.
Und wenn wir nun meinen, liebe Schwestern und Brüder, dass dieses Leben mit Gott und in Gott, dieses Leben, in dem die Einzigartigkeit der Erwählung zum Ausdruck kommt, besonders angenehm gewesen wäre, dann täuschen wir uns. Oder wir täuschen uns wenigstens, wenn wir nur mit den natürlichen Augen dieser Welt draufschauen. Ein Leben in Demut, in Niedrigkeit, in beständiger Hingabe, in beständiger Dienstbereitschaft, in beständigem tiefem Gebet ist nicht gerade das, was der natürliche Mensch in uns so ersehnt. Wenn sich diese rein natürliche Seite in uns nach Erwählung sehnt, dann sehnt sie sich nach Anerkennung, nach Ruhm und Prestige und nach einem angenehmen Leben. Aber die Einzigartigkeit in Bruder Konrads Erwählung bestand darin, dass er auf das Kreuz geschaut hat, beständig. Die Meditation des Abstiegs unseres Herrn hinein in unser beschwerliches Leben, die liebende Meditation des Kreuzes war sein Lebensbuch. In ihm hat Bruder Konrad gelesen, nicht einfach wie man ein normales Buch liest, sondern mit Herz und Verstand, mit Liebe und Glauben. Und so hat er in fortwährender Beziehung mit Christus und seiner Mutter dem entsprechen gelernt, wozu ihn Gott erwählt hatte, was er in ihn hinein gelegt hat. Erwählung und Berufung gewinnen Schritt für Schritt Gestalt und werden vom Ende eines Lebens her schließlich anschaubar. An Bruder Konrad sehen wir in der Rückschau seines Lebens:. Dazu hat Gott ihn erwählt. Erwählung in der Kirche ist also nie einfach nur eine Ausstattung mit Privilegien vor allen anderen. Sie ist immer auch Pro-Existenz. In der Erwählung durch Gott wird immer auch deutlich, wozu sie geschieht. Sie ist in der ganz spezifischen Weise des Erwählten Leben in der Kirche, Leben vor Gott und Leben für die Menschen.
Die Mutter Gottes hat uns heute im Evangelium ihr Magnificat gesungen, in dem es auch um ihre Erwählung geht: Sie preist ihren Gott mit ihrer ganzen Seele, denn er hat - so heißt es wörtlich – auf die Niedrigkeit seiner Magd geschaut. Siehe von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Auch Maria hat mir ihrem ganzen Ja, mit ihrer ganzen Existenz geantwortet, sie war sogar die Allererste, die dieses Ja mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft und ganz ungebrochen gegeben hat. Sie ist der Anfang der Kirche. In Maria und mit ihr lernen auch wir dieses Ja zu geben. Denn jeder und jede von uns, die wir alle getauft sind, trägt eine Erwählung in sich. Und die Aufgabe in jedem von uns bleibt es, so in die Beziehung mit dem Herrn hinein zu finden, dass wir immer besser verstehen lernen – von innen her – wozu uns der Herr dort hin gestellt hat, wo er uns hin stellt. In jedem Fall hat auch das mit dem Lernen von Demut zu tun. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen, hören wir aus dem Mund der Mutter Gottes. Die Kirche hat in der Zeit des Herrenmenschentums 1934 den armen, den niedrigen Bruder Konrad im Namen Gottes erhöht. Nicht die Selbsterhöhung des Menschen ist vor Gott groß, sondern der demütige Wille, sich Ihm ganz anzuvertrauen und ganz Ihm gehören zu wollen. In dem Maß, in dem wir alle das tun, finden auch wir, jeder von uns, immer mehr in unsere einzigartige Erwählung und Berufung hinein. Ich verstehe freilich jeden und jede, der vor einem solchen Ja, wie es die Mutter Gottes und Bruder Konrad gegeben haben, zunächst zurückschreckt. Es gibt eine Seite in uns, die diesem Frieden, die auch diesem Gott nicht traut. Es gibt eine Seite in uns, die nicht demütig sein, die vielmehr selbst Chef des eigenen Lebens bleiben will.
Aber ich darf Ihnen wirklich versichern: Gott kennt auch diese Not in uns allen. Er kennt unser Misstrauen gegen Ihn, er kennt unsere inneren Hindernisse, er kennt unsere Hartherzigkeit. Auch deshalb, liebe Schwestern und Brüder, wird es immer wieder Weihnachten. Jahr für Jahr wird uns von neuem deutlich, dass Gott, der Allmächtige, der Weltenherrscher, eben nicht zuerst als dieser Weltenherrscher zu uns kommt. Er will, dass wir ihn verstehen und nicht missverstehen. Er kommt deshalb zuerst als Kind. Er will sich uns von Maria in die Arme und ans Herz legen lassen, damit wir immer mehr vertrauen lernen, damit wir immer tiefer unser Ja zu Ihm sprechen lernen, damit wir immer mehr finden, zu welcher einzigartigen Berufung und Sendung dieser Gott auch jeden von uns erwählt hat. Und auf dass Sie alle in Ihrer Suche danach, in der Tiefe der je eigenen Antwort wieder ein Stück weiterkommen, dazu segne Sie für Weihnachten und das kommende Jahr der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Predigt von Br. Georg Greimel zum Bruder-Konrad-Fest am 1. Mai 2014


Br. Georg Greimel, Altötting

Bruder-Konrad-Fest Parzham 1. Mai 2014

Bruder Konrad-Jahr: 120. Todesjahr, 80 Jahre Heiligsprechung , 30 Jahre Diözesanpatron

1 Kor 1,18-20.25-30; Mt 11,25-30

 
Die Predigt will unsere Zeit mit Bruder Konrad vergleichen:
Er ist ganz Gott verschrieben – „wie Gott will“ – , und wir?

-    Mobilität – Johann als Fußpilger

-    Individualismus – ein besonderes Individuum

-    Geld als Macht – sein Umgang mit Geld

-    Informationsgesellschaft – tiefere Informationen

-    Religion in Bedrängnis – Wie Gott will!

-    Massengesellschaft – Heiliger als Einzelkämpfer

-    Zuschauerrolle – Zeugen sein in Gott vergessener Welt.

Liebe Schwestern und Brüder aus der Heimat unsres hl. Bruder Konrad, liebe Konradverehrer/-innen,

gerne bin ich heute aus Altötting hierher gekommen. In Altötting ist heute S. E. Kardinal Gerhard Ludwig Müller aus Rom als Festprediger zu Gast. Und ich hoffe, die Basilika macht einen so gefüllten Eindruck wie der Venushof heute. Wir leben aus den Wurzeln unserer Geschichte und dem Beispiel bedeutender Menschen. Darum rufen wir sie uns Erinnerung, so wie den hl. Bruder Konrad.

Johannes Birndorfer, der spätere Bruder Konrad lebte von 1818 bis 1894 in einer Epoche großer Umbrüche und Entwicklungen von der Säkularisation bis zur industriellen Revolution mit ambivalenten Begleiterscheinungen. In diesem Jahrhundert ist er seinen Weg zielstrebig gegangen. Bei aller Bodenständigkeit schien sein Leben bisweilen übernatürlich. Die Rottaler Bauern waren kernig und bodenhaftig, das Wissen um die Vorgänge in der Natur und im Jahresablauf verband sich mit einer gesunden Frömmigkeit. Aber die religiöse Praxis des Venus Hans lag augenscheinlich über dem Durchschnitt seiner Zeitgenossen und hatte etwas Außergewöhnliches an sich. Es scheint so, dass er übertreibt. Verrufen ist einer gleich, das geht sehr schnell. Und es zeigt sich auch, was echte Frömmigkeit ist, und was bigott ist.

„Wie Gott will!“ das wird die Überschrift über sein Leben. Das scheint ihm gnadenhaft in die Wiege gelegt und ist mit ihm weitergewachsen. Er ist ein begnadetes Kind. Von Kindes Beinen an suchte er nach der  Nähe Gottes. So ist er mit der Gott immer vertrauter geworden. Sein regelmäßiges und beständiges Beten hat ihn hineingeführt in die Gegenwart Gottes.

Liebe Mitchristen, jeder Christ kann so leben und seine Arbeit so tun, wie es dem Willen Gottes entspricht. Gelebtes Christsein am Sonntag und im Alltag ist möglich und ist von uns allen gefordert. Frommsein und gläubig sein ist nicht Sache von einigen wenigen, damals nicht und heute nicht.

Die Gottsuche und Erkenntnis Gottes geht beim Birndorfer Hans der fortschreitenden Einsicht voraus: das Bestehende ist nicht alles. Was da ist, was ich habe und wofür ich arbeite und mich abmühe, das erfüllt mich nicht mehr. Der stattliche Hof mit 125 Tagwerk Grund, über 20 Pferden, viel Vieh und Sach kann nicht standhalten gegenüber dem, was mich anzieht, was mich ruft und lockt. Nicht Weltverdrossenheit oder Weltschmerz leiten ihn, sein Leitmotiv ist ein anderes: er ist tief von Gott ergriffen.

Darum intensiviert der junge, 20jährige Hoferbe seine Suche nicht zuerst nach dem, wie er in den Augen Gottes als Bauer leben soll, sondern was in seinem Leben noch drin ist, was Gott noch von ihm und mit ihm vorhat. Die Volksmission in St. Anna Ering a. I. 1838 hat sehr viel Volk angezogen. Man spricht von 40.000 Kommunionen, die ausgeteilt wurden. Den 20jährigen Birndorfer Hans hat sie verändert, er ist noch nachdenklicher geworden. In der Folge hat er sich einem sehr aufgeschlossenen Kaplan anvertraut. Neun lange Jahre geht er zu ihm den weiten Weg von Parzham nach Aigen am Inn. Am Ende dieser neunjährigen, regelmäßigen Begleitung seht der Entschluss, ins Kloster zu gehen und bei den Kapuzinern einzutreten.

Dass das gar nicht so leicht war, wie es sich anhören mag, belegt Bruder Konrad selbst in seinem Brief von 1864: „Es war Gottes Wille: ich musste alles verlassen, was mir lieb und teuer war. Ich musste meiner Berufung nachkommen, ich konnte nicht anders.“ Und er gesteht: „Es war ein harter Anfang für mich.“

Sein Verzicht auf seinen Besitz macht ihn frei und öffnet den Weg für die mystische Verbindung mit Gott: In seinem Brief vom 28. April 1872 schreibt er: „In der Liebe meines Gottes komme ich an keine Ende. Da hindert mich nichts, da bin ich immer mit meinem lieben Gott auf das innigste vereinigt.“ Das ist die zunächst unvermutete Mystik eines Rottaler Bauern.

Unser Provinzial Bruder Marinus Parzinger hat am Sonntag Vormittag in seiner Predigt zum Bruder-Konrad-Triduum von P. Kosmas Wührer erzählt. P.K.W. hatte einmal in einer Predigt festgestellt, Bruder Konrad war progressiv. Das mag erstaunen, aber er war es tatsächlich in vieler Hinsicht. Progressiv im Sinn von voranschreitend. Er hat nach vorne geschaut, ist vorwärts geschritten. Er hat das Gelände seine Lebens mit anderen Augen gesehen und es als Welt Gottes ausgeschritten. Wer Bruder Konrad für einen weltfremden Bauern und für einen verstaubten, frömmelnden Klosterbruder hält, der irrt sehr.

Wem und was hat sich Johann Birndorfer verschrieben, wem und was ist Bruder Konrad gefolgt? Ich möchte versuchen, kurz in sieben Punkten zu beschreiben, wem sich Bruder Konrad verschrieben hat. Damit wir nicht im Vergangenen und bei der Person des Heiligen stehen bleiben, mag die Frage erlaubt sein: Und wem verschreiben wir uns? Wir halten uns heute für gscheit und fortschrittlich. Aber wem verschreiben wir uns – und welche Antworten gibt uns Gott darauf, z. B in der Gestalt eines heiligen Bruder Konrad?

• Wir sind mobil, wir sind beweglich wie keine Generation vor uns. Das Auto ist Symbol für Freiheit, Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Neben den geschäftlichen Fahrten sind Wege zu Freizeit, Urlaub und Erholung fast grenzenlos möglich. Auch Pilgern und Wallfahrten ist heute einfach wieder trendig. Aber in dieser großen Mobilität sind wir vielfach auf der Flucht.

> Der angehende Hoferbe Hans Birndorfer war erstaunlich mobil, auf seine Weise. Neben den vielen Arbeitsgängen war er ein absoluter Fußpilger. Nicht der sonntägliche Wirtshausgang, sondern der Gang zu den vielen Kirchen und Wallfahrtsorten ringsum hat ihn geleitet. Unterwegs hat er mit Gott Zwiesprache gehalten und an den heiligen Orten hat er geistlich aufgetankt. Davon hat er gelebt. Seine Wege waren nicht geschäftig und nicht freizeitorientiert; er war anders unterwegs.

• Wir sind heute frei und können uns individuell entfalten. Das führt vielfach zu negativen Auswüchsen und wird häufig als Individualismus beklagt. Ellenbogengesellschaft, leben ohne Rücksicht und Achtung, ohne Ehrfurcht und ohne viel Moral, über Leichen gehen, berechnete Beziehung, Vorteilnahme, usw.

> Auch Johann Birndorfer war individuell. Er war ein besonderes Individuum, schon als auffälliges Kind, ganz ins Gebet vertieft. Er hat aber niemand ausgegrenzt, im Gegenteil, er hat andere eingeladen, mit ihm zu beten. Kinder aus Großfamilien bekommen von Haus aus mehr soziale Kompetenz mit. Er hat versucht, Kameraden den Weg Gottes zu weisen. Da war er missionarisch und offensiv. Papst Franziskus ist das ein großes Anliegen und er hört nicht auf, uns alle dazu zu ermutigen: Menschen dem Evangelium wieder näher zu bringen, auf andere zugehen und sie auf den Weg Gottes mitzunehmen. Als Pförtner hat Bruder Konrad dies intensiviert. Er hat für alle gebetet, die ihm begegnet sind, und hat für alle gesorgt, die zu ihm gekommen sind. Von seinem festen Standpunkt aus hat er versucht, jedem einen Lichtblick von seiner eigenen inneren Freiheit mit auf den Weg zu geben.

• Wir verschreiben uns dem Geld, dem schnellen Geld. Geld hat inzwischen eine unangemessene, kaum mehr kontrollierbare Macht bekommen. Egal um was es geht, immer ist sofort von Geld die Rede. Geld besetzt Köpfe und Herzen des Menschen. Die vielen Folgen der kränkelnden Geldwirtschaft sind Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Vielen Großkapitalisten stehen zu viele Looser gegenüber. Wir wissen heute von allem den Preis, aber kaum mehr den Wert.

> Der Birndorfer Hans war nicht arm. Der stattliche Hof hat genug abgeworfen. Da waren freilich die österreichischen Erbfolgekriege und napoleonischen Wirren. Und in den zwei Jahren vor seiner Geburt, 1816 und 1817, hat ein Vulkanausbruch auf den Philippinen sogar hier das Klima beeinflusst. Die Folgen des Dauerregens waren Missernten mit Hungerzeiten. Aber vom Venushof ging nie ein Armer oder Handwerksbursch leer seines Weges.

> Johann Birndorfer hatte mit Geld zu tun. Vor dem Eintritt ins Kloster hat er sein Erbteil von 10.000 Gulden klug aufgeteilt: ein Viertel für die Armen der Pfarrei, ein Viertel für die Erweiterung des heimatlichen Friedhofs, eins für den Ludwig-Missionsverein, und eins für den Bonifatiusverein; der wurde 1849 gegründet, gerade im Jahr seines Klostereintritts. Auch an der Pforte hatte er mit Geld zu tun; 41 Jahre lang hat er die Wirtschaftsbücher mit Ausgaben und Einnahmen sehr genau und sorgfältig geführt.

• Wir verschreiben uns der täglichen Information. Wir leben in einer extremen Informationsgesellschaft und beklagen dabei  inzwischen eine ausufernde Inflation von Worten. Wir können sie kaum mehr verarbeiten. Die Information über unwichtige Dinge und Tagesaktualitäten lassen unseren Sinn oft an der Oberfläche und verhindern einen geistigen Tiefgang. Genau dieser Tiefgang zeichnet unseren Heiligen aus.

> Johann Birndorfer war gut informiert, z. B. wie erwähnt, über die Gründung des Bonifatiusvereins 1849. Das hat er mitbekommen und sofort unterstützt. Der mit Worten sparsame Hoferbe hat sich auf das Wesentliche konzentriert. Dorftratsch mit Halbwahrheiten waren im zuwider. Lieber für andere beten als sie ausrichten. Lieber beten oder schweigen.

> Johann Birndorfer hat vor allem das wahrgenommen, was Gott wirkt, was Gott tut und wo er sich zeigt. Über die Oberflächlichkeit und Tagesaktualitäten hinweg hatte er einen Sinn für tiefere Schichten des Lebens, für das, was Gott zu sagen hat: Im Staunen, Anbeten und Bewundern der namenlosen Liebe seines Gottes kommt er an kein Ende.

• Verschreiben wir uns noch der Religion, noch der Kirche? Ich denke, der Eindruck ist richtig: viele Zeitgenossen verschreiben sich allem, was möglich ist. Kopf und Herz sind so besetzt, dass Gott und Glaube einfach keinen Platz mehr finden. Oft ist das keine böse Absicht. Im Wettbewerb aber werden Gott und Kirche verdrängt und ziehen den Kürzeren. Das mag harmlos erscheinen, aber es kann zu folgenschweren praktischen Atheismus führen.

Viele Christen meinen, es gehöre zur Klugheit, Bedingungen zu stellen. Ich glaube erst, wenn, ich traue dem Papst erst wirklich, wenn er ... , ich gehe zu dem Pfarrer erst wieder, wenn er ...!

> Ein Bruder Konrad wird am Ende seines arbeitsreichen und vom Gebet erfüllten Leben von einem Mitbruder gefragt: Wie geht`s denn, Bruder Konrad?“ – „Wie Gott will.“ Der Rottaler Bauer hat sich ganz Gott verschrieben. „Wie Gott will“ ist Resumee und Überschrift über sein Leben. Der heilige Kapuziner weiß, Bedingungen stellt nur einer: der liebe Gott.

Wenn wir den Glauben hoch halten wollen, dann müssen wir ihn in Kopf und Herz der Menschen zurückbringen, dann müssen wir vor allem das Gebet neu in die Familien einpflanzen. Das ist der beste und wirksamste Weg zum Glauben.

• Wir sind eine vermasste Gesellschaft. Im Fußballstadion finden sich 68.000 Leute, wir hier sind vielleicht zweimal 680. Das ist schon sehr viel. –

> Heilige sind keine Massenmenschen. Gott ruft sie heraus und stellt sie den vielen scheinbar Weisen und Klugen gegenüber. Heilige sind nicht die unmündigen Menschen, sie gehen zielstrebig ihren Weg und schwimmen als Einzelkämpfer gegen den Strom.

• Wir haben Jesus am Osterfest wieder erlebt: Plötzlich sind alle Zuschauer. Sie jubeln mit Hosanna, während Jesus zum Einzelkämpfer verdonnert wird. Am Ende ist er nur noch dreißig Silberlinge wert. Es bleibt ihm nur noch: Wie Gott will! Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe.

> Liebe Mitchristen, keiner von uns ist nur Zuschauer, auch wenn Sie hier wie Zuschauer dasitzen. Keiner ist Zuschauer. Jeder ist Zeuge für das, was er hört und sieht, was er erlebt und glaubt. Das gilt auch für heute. Wir alle sind Zeugen in einer vielfach Gott vergessenen Welt.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Venushof hier in Parzham will kein Museum sein, und er ist auch keins. Das sehen wir an der überaus großen Zahl von Gläubigen, die Sie heute gekommen sind. Der Venushof ist ein geistlicher Ort zum Auftanken, und unser Heiliger entbindet uns nicht unserer Verantwortung. Mag der hl. Bruder Konrad unser Kompass sein, damit wir den richtigen Blick für die Wirklichkeit haben und den rechten Weg gehen. – Amen.

Predigt von Dompropst Hans Striedl zum Bruder-Konrad-Fest am 1. Mai 2013


„Maria – Schutzfrau Bayerns“

Festgottesdienst in Parzham – 1.Mai 2013

 

Die katholische Kirche feiert heute am 1.Mai das Fest„Maria – Schutzfrau Bayerns“.

Auf dem Münchner Marienplatz steht seit dem Dreißigjährigen Krieg eine Marien-säule. In einer Zeit großer Not und Gefahr hatte Kurfürst Maximilian sein Land  der Gottesmutter zu besonderem Schutz anempfohlen. In der Not des 1.Weltkriegs er­wirkte der bayerische König Ludwig III., dass am 1.Mai das Fest der Gottesmutter Maria als der Schutzfrau von Bayern gefeiert werden darf.

Hinter diesen geschichtlichen Ereignissen steht ein tiefer Glaube und eine innige Verehrung der Gottesmutter:  Die Mutter bittet ihren Sohn in den Sorgen und Anlie­gen der Menschen.

Als der inzwischen emeritierte Papst Benedikt  seine Heimat Bayern besucht hatte, erinnerte er bei seiner Begrüßung auf dem Münchner Flughafen an das heutige Fest: Er sagte: „Ich möchte einen sehr herzlichen Gruß an alle Einwohner Bayerns  richten. Die Segenswünsche vertraue ich der Jungfrau Maria an, die in diesem Land als die Patrona Bavariae verehrt wird. Ich tue es in der klassischen Fürbitte von Jakob Balde: „Erhalte, o Jungfrau Patronin, Deinen Bayern das Gut, die Regierung, das Land und die Religion!“

Ich möchte mir diesen Willkommensgruß des Papstes aneignen und Sie alle, verehrte Pilgerinnen und Pilger, hier auf dem Venushof in Parzham  sehr   herzlich begrüßen an diesem 1.Maifeiertag.                                                                                                    Die Segenswünsche vertraue ich der Jungfrau Maria an, die von vielen Christen, von jungen und alten, als ihre Mutter und Fürsprecherin verehrt wird.

Allerorten werden in den Tagen des Monats Mai wieder Maiandachten gefeiert in den Kirchen, Dorfkapellen und an  Bildstöcken.

Und ich habe die ganz große Zuversicht, dass auch in der weiteren Zukunft diese Verehrung nicht abreißt. Ich möchte sogar sagen:

Eine neue Zukunft kündigt sich an. Wenn nicht alles täuscht, wird die Bereitschaft der Menschen, sich Gott und seiner Gnade zu öffnen, wieder größer.

Ich habe die große Hoffnung, dass wir am Ende der gottlosen oder der gottfernen Epoche stehen. Das prägende Merkmal dieser Zeit war, dass  das Vertrauen in die Leistungskraft der menschlichen Vernunft in einem Maße wuchs, dass sie nahezu an die Stelle Gottes trat. Die menschliche Vernunft wurde auf den Altar Gottes erhoben und der Gottesglaube wurde durch den Glauben an einen stetig wachsenden Fortschritt der Wissenschaften ersetzt. Alles schien machbar zu sein.

An die Stelle des Wortes der Schrift: „Bei Gott ist nichts unmöglich“ trat das Wort:   „Dem Menschen ist nichts unmöglich.“

Das Wort  Gnade  wurde durch das Wort   Leistung   ersetzt.

Ich bin der Meinung: Der übertriebene Fortschrittsglaube ist passe.    Immer häufiger erfährt der Mensch heute seine Grenzen. Die Wissenschaft wird wieder bescheidener und die Menschen an den Schalthebeln der Macht werden demütiger.

Wie hat Maria im Magnifikat gesungen: 

„Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“

 

Bei diesen Worten Mariens befindet sich der Heilige Bruder Konrad, der auf diesem Hof aufgewachsen ist und in jungen Jahren  als Bauer schwere Arbeit verrichtet hat, in guter Gesellschaft. Als er nämlich 1930  selig  -  und  4 Jahre später  - 1934  von Papst  Pius XI. heilig gesprochen wurde, da haben viele Leute gefragt:

Wie kann die Kirche so einen Mann  heilig sprechen?

Der hat doch nichts geleistet in der Politik oder in der Wirtschaft, nichts in der Kultur oder in der Kunst.

Er hat auch nichts Besonderes geleistet in der Kirche. Er hat „nur“ das Evangelium glaubwürdig gelebt. Und dieses „nur“ spreche ich sehr nachdenklich  und betroffen.

Ja, es stimmt: Wir fragen sofort immer: 

„Was hat dieser Mensch alles geleistet?“

Unsere mehr bürgerlichen Maßstäbe taugen nicht für die letzte Beurteilung eines Menschen.  Die Gründe, wofür wir    Leute und Persönlichkeiten auszeichnen, sind oft ungerecht und verlogen.

Die Kirche setzt da immer wieder ein Zeichen der Richtigstellung, wenn sie einen

angeblich unbedeutenden Menschen als bedeutsam erklärt.

 

Der unvergessliche Papst Pius XII. hat in einer Predigt über  Bruder Konrad gesagt:

„Gott wollte den demütigen Kapuzinerbruder und Pförtner  Konrad von Parzham erhöhen und verherrlichen. Es ist ja sein Ruhm und seine Ehre, die Hochmütigen zu stürzen und die Demütigen zu erhöhen.

Bei Konrad sucht Ihr vergebens nach den bewundernswerten Großtaten anderer Heiliger, die selbst die Welt staunend aufhorchen ließen.

In Gottes Augen kann ein demütiger, einfacher Bruder an einer Klosterpforte     in hellerem Licht erstrahlen als etwa  einer,  der mit goldenem Zepter ganze Völker regiert.

Und  Pius XII. Setzt seine Laudatio über Bruder Konrad fort:

Wer könnte die Scharen zählen, die an die Pforte der hilfreichen Kapuziner klopften und den heiligen Pförtner um ein gutes Wort, einen kleinen Dienst, ein Stück Brot, einen erfrischenden Trunk, ein liebes Andenken und um Trost in ihren Anliegen baten. Selbst Zudringlichkeit, Grobheit und Bosheit brachten es nicht fertig, sein geduldiges Schweigen und seine lächelnde Ruhe zu stören.

Was ihm die Kraft dazu gab zu solcher Hingabe, das war seine innige Verbundenheit mit Gott  und in besonders herzlicher Weise  mit der Gottesmutter Maria  im Gebet.“

 

Das Gebet war für Bruder Konrad wie ein lebenswichtiger Faden nach oben.

Sie kennen ja vielleicht die Geschichte von der Spinne, die sich an einem festen Faden vom Baum herunterlässt. Unten im Gebüsch baut sie ihr kunstvolles Netz, mit dem sie reiche Beute fangen kann. Noch einmal läuft sie das fertig gewobene Netz ab und findet es herrlich.

Da entdeckt sie wieder den Faden nach oben, den sie über ihrer betriebsamen Geschäftigkeit ganz vergessen hatte. Sie hält ihn für überflüssig und beißt ihn ab.

Sofort fällt das Netzt in sich zusammen, wickelt sich um die Spinne wie ein nasser Lappen und erstickt sie.    Das Gebet – der Faden nach oben!!

 

Und wie tief seine Verbundenheit mit Gott im Gebet war, das zeigt folgende Aussage von ihm:

„Ich weiß nicht: Viele Menschen lesen in dicken Büchern, um darin zu erfahren, was Gott von ihnen haben möchte, wie sie ihr Leben gestalten sollen.

Er sagt: Ich brauch das alles nicht!  Ich nehme das Kreuz  in meine Hand und schau mir Jesus am Kreuz an. Der sagt mir, was ich zu tun habe:  Das Kreuz ist mein Buch.

 

Verehrte Schwestern und Brüder!

Einen Gedanken möchte ich gerne noch am Schluss hinzufügen.

Auf den Venushof  kommen alljährlich viele Pilgergruppen, unter ihnen viele Erstkommunionkinder  und  Firmlinge.

In diesen Wochen, an den Sonntagen nach Ostern wird in vielen Pfarrgemeinden das Fest der Erstkommunion  bzw. das Fest der Hl. Firmung gefeiert.

Wir erleben es wahrscheinlich auch heuer wieder, wie mühsam, ja wie sinnlos es ist, Kinder auf diese „Feste der Begegnung mit Gott“ vorzubereiten, wenn im Elternhaus nichts grundgelegt wird.

Es sind das aber Eltern, die nur wenige Jahre vorher ihr Kind zur Taufe  gebracht haben mit dem Versprechen:

„Wir begleiten dich in ein Leben hinein, in dem Du Gottes Freundschaft und Gottes Gemeinschaft  erleben darfst.“

 

Bei vielen Eltern ist nicht mehr viel übrig geblieben von diesem Versprechen.

Vieles andere ist ihnen wichtiger  geworden im Leben:

Geld und Beruf, Karriere und Konsum. Die Kinder bleiben auf der Strecke!

 

Aber ich bin nicht gekommen, um zu jammern! Das liegt mir fern und dazu habe ich gerade bei Ihnen keinen Grund dazu.

Viele Eltern, viele Omas, viele Patinnen und Paten haben längst damit begonnen, die Liebesgeschichte weiter zu schreiben, die Gott bei der Taufe ihrer Kinder zu schreiben begonnen hat.

Manche haben zwar eine religiöse Durststrecke  hinter sich:

Aber das erwachende Leben ihres Kindes vor Augen haben sie fest im Sinn, ihr Versprechen von damals wieder ernst zu nehmen.

So werden Tag für Tag und Woche für Woche Lichter der Hoffnung entzündet.

 

Bitten wir den Heiligen Bruder Konrad  und bitten wir die Gottesmutter Maria, die Schutzfrau Bayerns, sie mögen  sich unserer Anliegen  annehmen und Fürsprache einlegen beim Herrgott.

 

Abschließen möchte ich mit einem Gebet zur Gottesmutter, das ein junger Christ aus unserer Heimat uns aufgeschrieben hat:

„Dein Weg, Maria, ist auch mein Weg, ein Weg mit Höhen und Tiefen,  ein Weg durch Dunkelheit und Licht, aber immer ein Weg zu den Menschen.

Du hilfst mir glauben, dass er auch mit mir etwas vorhat, mit jedem und jeder von uns, auch wenn ich ihn nicht immer verstehe.

Du hilfst mir glauben, dass ER  mit mir unterwegs ist, verborgen und ganz nah.“

 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Marienmonat Mai!

Dompropst Hans Striedl

Predigt von Pfr. i. R. Alois Anetseder zum Bruder-Konrad-Fest am 1. Mai 2012


„Vielleicht sind wir zu groß, um die Reform der Kirche zu machen. Die größten Sachen in der Kirche werden von Kleinen gemacht. Wir sind nie zu klein, eher zu groß.“ Diese Worte sprach Pater Lombardi 1964 in der Zeit des II. Vaticanischen Konzils in Rocca di Papa zu den deutschen  Priestern.

Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Wallfahrer!
Im Oktober werden es 50 Jahre, seit das umwälzende II. Vaticanische Konzil begann. Viele große Kirchenmänner haben versucht, die Kirche zu reformieren. Viele kleine Kapläne wie wir, die sog. 68er wollten die Reform der Kirche voranbringen. Vieles ist uns gelungen, aber gar manches haben vor lauter Euphorie kaputt reformiert. Eine Reform der Kirche geschieht nicht von oben, nicht von außen, sondern von innen her. In den Herzen der Gläubigen muss die Reform angelegt sein. Unser lieber Altbischof Dr. Franz Xaver Eder hat versucht, in Zusammenarbeit mit 7000 Männern und Frauen aus der Diözese die Kirche von Passau auf einen guten Weg zu bringen. Entstanden ist der Passauer Pastoralplan 2000, der unter dem Motto steht: „Gott und den Menschen nahe“.
Einer, der das Motto des Pastoralplanes schon immer in seinem Herzen trug, ohne davon zu wissen, und dieses Motto Tag für Tag auch umsetzte, war Bruder Konrad, unser Rottaler Heilige. Ein Heiliger, groß in seiner tiefen Beziehung zu Gott und ein Vorbild im Leben mit den Mitmenschen.
Die Gnade dafür wurde in Ihm grundgelegt durch die Taufe am 22.12. 1818 um 9.00 Uhr früh in der Wallfahrtskirche St. Wolfgang bei Weng. In der Taufe wird der Täufling mit Chrisam gesalbt, dabei werden die Worte gesprochen: Du bist gesalbt zum Priester, zum König und Propheten.
Priester sein, heißt das Heilige hüten. Die Nähe zum Heiligen immer wieder zu suchen. Dies hat uns der Birndorfer Hansl, wie er vor seinem Klostereintritt genannt wurde, exemplarisch vorgelebt. Es hat sicherlich in Parzham und Umgebung  keinen Menschen gegeben, der so intensiv um eine tiefe Beziehung zu Gott gerungen hat. Die vielen Wallfahrten, die Teilnahme an den Bruderschaftsgebeten sind ein Beweis dafür. Er war hier auf dem Hof bis zu seinem 31. Lebensjahr auf der Suche nach seiner Berufung, die ihn schließlich nach Altötting führte zu den Kapuzinern ins St. Anna Kloster.  Aber nicht als stolzer Bauer trat er in den Kapuzinerorden ein – dies wäre ihm sicherlich möglich gewesen mit seiner Mitgift, die er aber vor seinem Eintritt verschenkte- bettelarm trat er in den Bettelorden ein. Hier in Altötting war er bekannt als der große Beter. Mit dem Rosenkranz an der Hand traf man ihn immer wieder an. Seine größte Liebe war der Dienst am Altar. Täglich um 5 h früh ministrierte er in der Gnadenkapelle. Sein Blick war auf den Tabernakel  bzw. auf das Kreuz gerichtet. In der Anbetung wusste er sich eins mit seinem Gott. Aus diese Nähe zu Gott schöpfte er unendliche viel Kraft für seinen Dienst im Alltag an der Pforte von St. Anna Kloster. Hier waren es die vielen Menschen die ihm ans Herz gewachsen sind. Diese Liebe zu den Menschen wurde ihm eingepflanzt durch die Salbung mit Chrisam in der Taufe: „du bist gesalbt zum König“. Der beste König ist der, der dient. Bruder Konrad ist dieser „dienende König“ gewesen. 41 Jahre Pförtner im Kloster eines Wallfahrtsortes: dies hält keiner aus ohne auszuflippen. Aber nicht so  Bruder Konrad. Der Pförtnerdienst verlangte ein hohes Maß an Verantwortung, Freundlichkeit und Vertrauen. Bis zu 200 mal am Tag, so hatte man errechnet, wurde Bruder Konrad um Auskunft oder Hilfe gebeten. Bruder Konrad hörte sich die Anliegend er Besucher an, versuchte zu helfen, wo es nur ging. Wenn er selbst nicht mehr weiter wusste, sagte e: „da muss man halt beten.“ Und er hat diese Anliegen Gott oder der Mutter Maria vorgetragen.
Die liebsten Gäste an der Pforte waren ihm die Armen;  solche gab es  gar viele, die Witwen, die Waisen und die Kinder. Hatte der Vater keine Arbeit, gab es damals noch keine öffentliche Unterstützung. Da blieb als einzige Hoffnung der Brotschrank und ein Teller Suppe im Kapuzinerkloster. So wurden die Notleidenden, vor allem die Kinder, seine großen Fans. Er vergaß aber auch nie, sie zum Beten zu ermahnen.
Bruder Konrad war auch ein „Seelentröster,“ offen für die seelischen Nöte der Menschen. Er hat nicht Psychologie studiert, hatte aber ein psychologisches Gespür für die  Nöte der Menschen. Meist hat er den Einzelnen schon geholfen indem er sie anhörte. Man könnte ihn darstellen, wie der Künstler Barlach den „Hörenden“,  als  einen Menschen mit geschlossenem Mund und ganz großen Ohren.
Du bist gesalbt zum Priester, König und Propheten heißt es bei der Salbung mit Chrisam. Priester sein – auf das Heilige aufpassen! König sein – dienen.
Aber Prophet sein: weise in die Zukunft schauen, Visionen haben.

Von einer Vision will ich erzählen:
Elise Erl aus Wasserburg war von Geburt an  behindert. Sie konnte nicht gehen. Zu ihrem Vater, der den Bruder Konrad noch persönlich kannte, sagte der Pförtner einmal: Wenn du etwas brauchst, komm, ich helf dir schon, du darfst auch kommen, auch wenn ich schon gestorben bin.“  Eines Tages liest der Vater  im Altöttinger Liebfrauenboten von Gebets - Erhörungen. So wendet er sich an seinen verstorbenen Freund Konrad mit der Bitte, seine Tochter,  die Elise zu heilen. Und  es geschah das Wunder. Am letzten Oktobersonntag des Jahres 1922, als der Vater gerade zum Bruder Konrad betete, kommt das Kind zu seinem Vater – es konnte nun stehen und gehen.

Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Wallfahrer!
Die größten Reformen in der Kirche werden von den kleinen gemacht. Das Wort von P. Lombardi trifft auf Bruder Konrad zu. Er war ein „kleiner“ obwohl er ein „Großer „ hätte sein können – ein angesehener Bauer. Er hat uns vorgelebt, wie Kirche reformiert werden kann:
 1. durch eine ganz tiefe Beziehung zu Gott. Dies gilt besonders auch heute in einer Zeit großer Gottvergessenheit. Der Hunger nach Gott ist da. An uns liegt es, für uns selbst einen Weg zu finden, Gott nahe zu sein und andern diesen Weg vorzuleben.
2. Dies darf nicht bei einer einseitigen Frömmigkeit stecken bleiben – das Kreuz ist uns ein Sinnbild dafür! Das Kreuz hat ja auch zwei Balken, den Längsbalken  und den Querbalken!  Aus der engen Beziehung zu Gott heraus erhalten wir die Kraft auf unsere Mitmenschen zuzugehen, für sie da zu sein,  einander zu dienen!
Und 3. Prophetisch zu leben: Visionen haben, nicht ängstlich im jetzt verharren, jammern und klagen, sondern vertrauensvoll  die Zukunft schauen, die Zukunft gestalten, das Eu-angelion, die Frohe Botschaft leben. Amen

Predigt von Prof. Dr. Konrad Baumgartner zum Bruder-Konrad-Fest 2009

Konrad Baumgartner

Bruder Konrad – der Heilige des Alltags


Festpredigt am 1. Mai 2009 in Parzham

Vom heiligen Alexius, der als Sohn reicher römischer Eltern im 4. Jahrhundert geboren wurde, wird folgende Geschichte erzählt. Er sei nach seiner Hochzeit ins Heilige Land gepilgert und habe dann in Edessa, dem heutigen Urfa, dem biblischen Ur in Chaldäa, von wo Abraham einst aufgebrochen ist, gelebt und zwar in vollkommener Armut. Nach vielen Jahren sei er wieder in sein Elternhaus in Rom zurückgekehrt. Wegen seines verwahrlosten Aussehens habe ihn aber niemand mehr erkannt. Wie ein Bettler habe er unter der Treppe des Hauses bis zu seinem Tode gelebt, vom Gnadenbrot seiner Angehörigen. Erst nachdem er verstorben war, habe man einen Brief von ihm an seinen Vater gefunden, in dem er sich zu erkennen gab.

Wegen seines verborgenen heiligmäßigen Lebens wurde Alexius vor allem im Mittelalter in vielen Ländern hochverehrt. Ein Ausdruck dafür sind die sogenannten „Alexius-Stiegen“, die zumeist in Klöstern zur Erinnerung an ihn gebaut wurden: in Wien und in Säben, in Landshut und Wörishofen, in Eichstätt – und in Altötting, im St. Anna-Kloster, wo der heilige Bruder Konrad gelebt hat. Viele Stunden, ja, ganze Nächte verweilte er im Gebet in dieser Alexius-Zelle, unter der Stiege des Klosters. Durch ein Fenster kann man noch heute, wie damals Bruder Konrad, zum Tabernakel der Kirche blicken und unseren Herrn im Sakrament des Altares verehren.

Nun verstehen wir, was Papst Johannes Paul II. bei seinem Wallfahrtsbesuch in Altötting am 18. November 1980 gemeint hatte, als er sagte: „Wir sehen den heiligen Bruder Konrad in der (Alexius-)Zelle knien – vor dem Fensterchen, das man ihm eigens durch die Mauer gebrochen hatte, damit er immer zum Altar der Kirche schauen konnte.“ Und der Papst fügte hinzu – es ist das Motto für unser „Bruder-Konrad-Jahr“ und für die heutige Predigt: „Durchbrechen auch wir mitten im Alltag die Mauer des Sichtbaren, um immer und überall den Herrn im Auge zu behalten!“ – Papst Benedikt XVI. hat am 11. September 2006 bei seinem Besuch in Altötting hinzugefügt: „Von diesem Blick her hat Bruder Konrad die nicht zu zerstörende Güte gelernt, mit der er den Menschen begegnete … Ohne große Worte hat er durch seine Güte und Menschlichkeit eine Botschaft geschenkt, die mehr wert war als bloße Worte.“ Bruder Konrad ist so der „Heilige des christlich gelebten Alltags“ geworden.

Unser Alltag: in Schule und Arbeit, im Urlaub und in der Freizeit, in Ehe und Familie, in der Öffentlichkeit der kleinen und der großen Welt. Weithin ist „Alltag“ für uns negativ besetzt. Wir sprechen vom „grauen Alltag“, vom „Einerlei des Alltags“, von den „Alltagssorgen“, vom „täglichen Stress“, von der „Mühle des Alltags“. Der Alltag ist der Werk-Tag: der normale, gewöhnliche Tag, angefüllt mit Arbeit von früh bis spät, von kleineren und größeren Sorgen, aber auch von Überraschungen und Freuden. Für nicht wenige ist der Alltag heute belastet von Arbeitslosigkeit oder der Angst vor ihr, vor Krankheit und Alter. Der weitaus größte Teil unseres Lebens besteht aus Alltag; das Wochenende, die Sonn- und Feiertage sind uns zum Ausruhen, zum Gottesdienst und zum Dienst am Nächsten gegeben: als Frei-Zeit und als Sozial-Zeit.

Wie können wir – trotz aller Belastungen und in allen Sorgen – den Alltag unseres Lebens sinnvoll leben, als Menschen und als Christen?

Nur auf den ersten Blick scheint es, dass das Leben von Bruder Konrad uns dafür kaum Orientierung geben kann. War er nicht ein Ordensmann, der fernab vom „normalen Leben“ aus „lauter Beten, Büßen und Almosengeben zusammengesetzt war“, wie man gemeinhin über ihn urteilte, ein weltfremder Sonderling? Wer sein Leben, seinen Alltag, näher und tiefer betrachtet, der entdeckt: Bruder Konrad hat „das Gewöhnliche außergewöhnlich gut getan“ (Karl Kleiner), weil er sein Leben „in der ständigen Gegenwart Gottes“ gelebt hat: im „Dienste Gottes und der Menschen“ (P. Joseph Anton Kessler): „in Gott verwurzelt und den Menschen verpflichtet“.

Der Alltag von Bruder Konrad: schon zuhause, hier auf dem Parzham-Hof, und erst recht dann an der Klosterpforte von Altötting, er war von früh bis spät angefüllt mit Arbeit und mit vielfältigen Beanspruchungen. Hunderte von Wallfahrern kamen in Altötting täglich an die Klosterpforte: „die einen brauchten die Patres, um ihre Devotionalien zu weihen, Seelsorger, die einen Beichtvater wollten, die den Guardian wegen einer Aushilfe in einer Pfarrei außen sprechen wollen … die Patres selber kamen und gingen. Viele Gläubige läuteten, um Messen einzugeben, einen Missionsbeitrag oder Almosen einzuzahlen. Dazu die vielen Handwerksburschen und Bettler, die Kinder, die alle eine Suppe, ein Stück Brot oder vielleicht auch Geld wollten. Oft läutete es bis zu zweihundertmal an der Pforte … Der Pförtner musste nebenher verschiedene Bücher und Kassen, Messstipendien-, Bonifatiusvereins-, Missionskasse in Ordnung halten … Bruder Konrad hatte dazu noch einen Teil der Aufgaben des Mesners übernommen … Nur mittags war eine Stunde Ruhepause … All das hieß, den ganzen Tag auf den Füßen sein … So ein Tag war eine großartige menschliche Leistung. Aber das Beten und die Versenkung, die innere Sammlung, die Gegenwart Gottes im Geiste sollten nicht darunter leiden … Bruder Konrad gelang diese einzigartige Komposition von Sammlung in sich und Offenheit für den Menschen draußen.“ So schreibt Alois Winklhofer, der Theologieprofessor aus Engertsham, sein Landsmann aus dem Rottal. Und weiter: „Er blieb eingeschlossen in eine lichte innere Welt und hatte doch viele Fenster nach außen.“

Die Mauer seines Alltags war durchbrochen: auf die Gegenwart Gottes hin, die er im Gebet während der Arbeit, in bewussten Pausen der Stille und in den offiziellen Gebetszeiten, vor allem aber auch in der Feier der Eucharistie und durch die tägliche Heilige Kommunion in sich bewahrt hat. Dabei war das „Kreuz sein Buch“: immer wieder hat er es in Liebe betrachtet.

Der Bruder Konrad – der „Heilige des christlich gelebten Alltags“, möchte uns einladen und dazu ermutigen, dass wir sowohl auf eine „Ethik des Alltags“ als Christen bedacht sind, dass wir eine „Spiritualität des Alltags“ leben, aber auch eine „Spiritualität im Alltag“.

Das bedeutet: unser Alltag, unser Denken, Reden und Handeln muss an Gottes Geboten orientiert sein und bleiben. Es geht um die Haltungen und Tugenden, welche wieder neu als „lebensnotwendig“ erkannt werden – solide Arbeit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit statt Lüge und Gaunerei, im privaten wie im öffentlichen Leben; Treue und Verlässlichkeit statt Verrat an Partner und Familie; Geduld und Hilfsbereitschaft statt Zorn, Egoismus und Mobbing, bereits in der Schule und später im Beruf. Eine solche „Ethik des Alltags“ lebt aus der Verantwortung vor Gott, dem wir Rechenschaft schulden für unser Leben, für unsere Mitmenschen, auch für seine Schöpfung – in Liebe und Dankbarkeit. Solche Haltungen bilden die „Spiritualität des Alltags“, Bruder Konrad ist uns dafür ein wertvolles Vorbild.

Und unser Alltag braucht gerade dafür auch „die Fenster zur Transzendenz“. Wir brauchen die „Unterbrechung“ – Unterbrechung ist die kürzeste Definition von Religion. „Unterbrechung“ ist für unser Menschsein und Christsein notwendig: durch Zeiten des persönlichen und gemeinsamen Gebetes, durch die Lesung und Meditation der Heiligen Schrift und des geistlichen Schrifttums, durch religiöse Sendungen in Funk und Fernsehen, durch Tage der Besinnung und der Exerzitien, durch die Mitfeier der Liturgie und der Sakramente. Es geht um ein Leben in der ständigen Gegenwart Gottes: „nicht nur öfters und mit Andacht an Gott zu denken, nicht nur seine einzelnen Gebote zu halten, sondern die gewaltige Nähe seines absoluten Wesens zur steten Begleitung unseres Lebens zu haben und darin die Liebe und in der Liebe die Forderung nach Liebe zu begreifen.“ (Adrienne von Speyr, in: IKZ 31/2002, 398). Papst Benedikt sagt es so: „wichtig ist, dass wir selber sozusagen im Atemraum des Heiligen Geistes bleiben, in Berührung mit ihm sind. … Der Heilige Geist ist der Atem Jesu Christi, und wir müssen uns von Christus sozusagen immer neu beatmen lassen, damit in uns dieser neue Atem lebendig und kraftvoll wird und in die Welt hinein wirkt … Es geht um ein Leben mit Christus aus dem Heiligen Geist, im Wort Gottes, in der Gemeinschaft der Kirche.“ (Gespräch mit Priestern am 6. August 2008 in Brixen). So wächst durch die Gnade Gottes unser Christsein im Alltag und für den Alltag, so reift in uns das Leben mit Gott heran: das „Leben in Christus und mit ihm“ – ein Heiligsein in jeweils unseren Dimensionen, das sich ich Alltag bewährt – „gegen ein zunehmendes ´Schein-Heiligsein´, das nur an Sonntagen oder an hohen Feiertagen praktiziert wird, ein Heiligsein, das man in einen seltsamen Himmel verschiebt und das ein vom Heiligen entleertes gottloses Heute zur Folge hat“ (Anton Schmid, in: ebd. 389).

Jesus hat seinen Jüngern versprochen: „Ich bin bei euch alle Tage …“ (Mt 28,20). Das bedeutet: im Alltag ist er bleibend bei uns, als eine „Quelle, die uns durch den Alltag begleitet und unser Leben zu einem wesentlichen, christlichen und heiligen Leben macht … (um so) in uns für Gott Raum zu schaffen … Vom Glaubenden ist nur gefordert, dass er sein Leben dem Leben des Wortes in ihm zur Verfügung stelle“ (von Speyr, ebd. 392).

Der Alltag des heiligen Bruder Konrad war „ein dauerndes Gespräch mit Gott“, der verborgen-nahe Gott ist zum ständigen Begleiter seines Lebens geworden. Bruder Konrad lebte schon hier im ewigen Leben, sein Sterben war Hinübergang über die Schwelle zum Leben mit dem Dreifaltigen Gott und mit allen in ihm bereits Vollendeten.

Heute, am Festtag von Maria, der Schutzfrau Bayerns, und zugleich am Festtage des Bräutigams, des Heiligen Josefs, des Schutzpatrons der Arbeiter, „bitten wir den heiligen Bruder Konrad, dass er uns hilft, alle Tage unseres Lebens den Blick auf den Herrn gerichtet zu halten“ (Benedikt XVI. in Altötting) – bis wir ihn schauen dürfen von Angesicht zu Angesicht. Amen.