„Vielleicht sind wir zu groß, um die
Reform der Kirche zu machen. Die größten Sachen in der Kirche werden von Kleinen
gemacht. Wir sind nie zu klein, eher zu groß.“ Diese Worte sprach Pater Lombardi
1964 in der Zeit des II. Vaticanischen Konzils in Rocca di Papa zu den
deutschen Priestern.
Liebe
Schwestern und Brüder! Liebe Wallfahrer!
Im Oktober
werden es 50 Jahre, seit das umwälzende II. Vaticanische Konzil begann. Viele
große Kirchenmänner haben versucht, die Kirche zu reformieren. Viele kleine
Kapläne wie wir, die sog. 68er wollten die Reform der Kirche voranbringen.
Vieles ist uns gelungen, aber gar manches haben vor lauter Euphorie kaputt
reformiert. Eine Reform der Kirche geschieht nicht von oben, nicht von außen,
sondern von innen her. In den Herzen der Gläubigen muss die Reform angelegt
sein. Unser lieber Altbischof Dr. Franz Xaver Eder hat versucht, in Zusammenarbeit
mit 7000 Männern und Frauen aus der Diözese die Kirche von Passau auf einen
guten Weg zu bringen. Entstanden ist der Passauer Pastoralplan 2000, der unter
dem Motto steht: „Gott und den Menschen nahe“.
Einer, der
das Motto des Pastoralplanes schon immer in seinem Herzen trug, ohne davon zu
wissen, und dieses Motto Tag für Tag auch umsetzte, war Bruder Konrad, unser
Rottaler Heilige. Ein Heiliger, groß in seiner tiefen Beziehung zu Gott und ein
Vorbild im Leben mit den Mitmenschen.
Die Gnade dafür
wurde in Ihm grundgelegt durch die Taufe am 22.12. 1818 um 9.00 Uhr früh in der
Wallfahrtskirche St. Wolfgang bei Weng. In der Taufe wird der Täufling mit
Chrisam gesalbt, dabei werden die Worte gesprochen: Du bist gesalbt zum
Priester, zum König und Propheten.
Priester sein, heißt das Heilige hüten. Die Nähe
zum Heiligen immer wieder zu suchen. Dies hat uns der Birndorfer Hansl, wie er
vor seinem Klostereintritt genannt wurde, exemplarisch vorgelebt. Es hat
sicherlich in Parzham und Umgebung
keinen Menschen gegeben, der so intensiv um eine tiefe Beziehung zu Gott
gerungen hat. Die vielen Wallfahrten, die Teilnahme an den Bruderschaftsgebeten
sind ein Beweis dafür. Er war hier auf dem Hof bis zu seinem 31. Lebensjahr auf
der Suche nach seiner Berufung, die ihn schließlich nach Altötting führte zu
den Kapuzinern ins St. Anna Kloster.
Aber nicht als stolzer Bauer trat er in den Kapuzinerorden ein – dies
wäre ihm sicherlich möglich gewesen mit seiner Mitgift, die er aber vor seinem
Eintritt verschenkte- bettelarm trat er in den Bettelorden ein. Hier in
Altötting war er bekannt als der große Beter. Mit dem Rosenkranz an der Hand
traf man ihn immer wieder an. Seine größte Liebe war der Dienst am Altar.
Täglich um 5 h früh ministrierte er in der Gnadenkapelle. Sein Blick war auf
den Tabernakel bzw. auf das Kreuz
gerichtet. In der Anbetung wusste er sich eins mit seinem Gott. Aus diese Nähe
zu Gott schöpfte er unendliche viel Kraft für seinen Dienst im Alltag an der
Pforte von St. Anna Kloster. Hier waren es die vielen Menschen die ihm ans Herz
gewachsen sind. Diese Liebe zu den Menschen wurde ihm eingepflanzt durch die
Salbung mit Chrisam in der Taufe: „du bist gesalbt zum König“. Der
beste König ist der, der dient. Bruder Konrad ist dieser „dienende König“ gewesen.
41 Jahre Pförtner im Kloster eines Wallfahrtsortes: dies hält keiner aus ohne
auszuflippen. Aber nicht so Bruder
Konrad. Der Pförtnerdienst verlangte ein hohes Maß an Verantwortung,
Freundlichkeit und Vertrauen. Bis zu 200 mal am Tag, so hatte man errechnet,
wurde Bruder Konrad um Auskunft oder Hilfe gebeten. Bruder Konrad hörte sich
die Anliegend er Besucher an, versuchte zu helfen, wo es nur ging. Wenn er
selbst nicht mehr weiter wusste, sagte e: „da
muss man halt beten.“ Und er hat
diese Anliegen Gott oder der Mutter Maria vorgetragen.
Die liebsten
Gäste an der Pforte waren ihm die Armen; solche gab es gar viele, die Witwen, die Waisen und die
Kinder. Hatte der Vater keine Arbeit, gab es damals noch keine öffentliche
Unterstützung. Da blieb als einzige Hoffnung der Brotschrank und ein Teller
Suppe im Kapuzinerkloster. So wurden die Notleidenden, vor allem die Kinder,
seine großen Fans. Er vergaß aber auch nie, sie zum Beten zu ermahnen.
Bruder
Konrad war auch ein „Seelentröster,“ offen für die seelischen Nöte der
Menschen. Er hat nicht Psychologie studiert, hatte aber ein psychologisches
Gespür für die Nöte der Menschen. Meist
hat er den Einzelnen schon geholfen indem er sie anhörte. Man könnte ihn
darstellen, wie der Künstler Barlach den „Hörenden“, als einen Menschen mit geschlossenem Mund und
ganz großen Ohren.
Du bist gesalbt zum
Priester, König und Propheten heißt es bei der Salbung mit Chrisam. Priester sein – auf das
Heilige aufpassen! König sein – dienen.
Aber Prophet sein: weise in die Zukunft schauen,
Visionen haben.
Von einer
Vision will ich erzählen:
Elise Erl
aus Wasserburg war von Geburt an
behindert. Sie konnte nicht gehen. Zu ihrem Vater, der den Bruder Konrad
noch persönlich kannte, sagte der Pförtner einmal: Wenn du etwas brauchst, komm, ich helf dir schon, du darfst auch kommen,
auch wenn ich schon gestorben bin.“ Eines Tages liest der Vater im Altöttinger Liebfrauenboten von Gebets -
Erhörungen. So wendet er sich an seinen verstorbenen Freund Konrad mit der Bitte,
seine Tochter, die Elise zu heilen.
Und es geschah das Wunder. Am letzten
Oktobersonntag des Jahres 1922, als der Vater gerade zum Bruder Konrad betete,
kommt das Kind zu seinem Vater – es konnte nun stehen und gehen.
Liebe
Schwestern und Brüder! Liebe Wallfahrer!
Die größten Reformen in der Kirche
werden von den kleinen gemacht. Das Wort von P. Lombardi
trifft auf Bruder Konrad zu. Er war ein „kleiner“ obwohl er ein „Großer „ hätte
sein können – ein angesehener Bauer. Er hat uns vorgelebt, wie Kirche
reformiert werden kann:
1. durch eine ganz tiefe Beziehung zu Gott.
Dies gilt besonders auch heute in einer Zeit großer Gottvergessenheit. Der
Hunger nach Gott ist da. An uns liegt es, für uns selbst einen Weg zu finden,
Gott nahe zu sein und andern diesen Weg vorzuleben.
2. Dies darf nicht bei einer einseitigen Frömmigkeit
stecken bleiben – das Kreuz ist uns ein Sinnbild dafür! Das Kreuz hat ja auch
zwei Balken, den Längsbalken und den
Querbalken! Aus der engen Beziehung zu
Gott heraus erhalten wir die Kraft auf unsere Mitmenschen zuzugehen,
für sie da zu sein, einander zu dienen!